Heute ist die Möweninsel in der Schlei ein Biotop, in dem sich Flora und Fauna fast ungestört entwickeln können. Das war nicht immer so. Im 18. und 19. Jahrhundert dienten die Lachmöwen, die hier traditionell ihre Brutplätze haben, als Zielscheibe einer „Volksbelustigung“, die unter dem Namen „Möwenpreis“ in die Geschichte eingegangen ist. An einem von der Obrigkeit festgesetzten Tag, jeweils im Juli, wurden die Lachmöwen zum Abschuss "preisgegeben“. Auf Kähnen begaben sich die Jäger unter der Führung Holmer Fischer zur Insel.
Nach dem Verbot der Möwenjagd durch die preußische Regierung 1868 sammelte ein "Möwenkönig" als Pächter der Insel zunächst jedes Jahr im Mai einen Teil der Gelege ein, um die Eier dann zu verkaufen. Zudem erhielten Persönlichkeiten wie die deutschen Kaiser, Bismarck und Hindenburg von der Stadt Schleswig jährlich eine Sendung Möweneier. 1989 sprach das Land Schleswig-Holstein ein Handelsverbot der begehrten Eier aus, weil sie übermäßig mit Schadstoffen belastet waren. In seinem Gemälde „Der Möwenpreis“ hielt der bekannte Schleswiger Maler und Zeichner Friedrich Bernhard Westphal (1803-1844) die heute makaber anmutende Lachmöwenjagd als Volksvergnügen, aber doch mit leichtem ironischem Unterton fest. Das Bild entfaltet ein breites Panorama der kleinstädtischen Gesellschaft und eine Kostümschau par excellence. Unter den Dargestellten sind viele namentlich bekannt, insbesondere natürlich die damaligen städtischen Honoratioren. Sich selbst hat Westphal in der rechten Bildecke mit einem Zeichenblock neben seiner Schwester sitzend dargestellt. „Der Möwenpreis“ ist – nicht zuletzt dank großer Verbreitung durch spätere Nachdrucke - sein populärstes Werk und ein zentrales Exponat im Stadtmuseum.