
Fotografie aus mehreren Werkreihen
11.12.2020 bis 18.04.2021 · S-Foto Forum (Ausstellungshalle u. Stall oben)
Das Stadtmuseum zeigt in einer großen Sonderausstellung mehrere Werkreihen des preisgekrönten Niederländers Jan Banning. Für sein unkonventionelles Projekt BUREAUCRATICS warf der Fotograf einen Blick hinter die Kulissen staatlicher Behörden in verschiedenen Ländern und Kulturregionen dieser Welt. Er porträtierte Staatsdiener in ihren Amtszimmern, wobei ihn weniger die Zentren der Macht interessierten als vielmehr die einfachen Beamten, die das Räderwerk der unterschiedlichsten Staatsapparate am Laufen halten. Dabei ist eine typologische Bildstudie über die Symbole und Rituale öffentlicher Verwaltung entstanden.

Im Rahmen seiner sozial orientierten, dokumentarischen Porträtserie DOWN & OUT IN THE SOUTH fotografierte Jan Banning in einem improvisierten Fotostudio obdachlose Männer und Frauen in den Vereinigten Staaten. Der im Auftrag des US-amerikanischen Kongresses erstellte Annual Homeless Assessment Report (2019) geht davon aus, dass hier derzeit insgesamt weit über eine halbe Million Menschen vorübergehend oder dauerhaft ohne festen Wohnsitz sind. Seit einigen Jahren befinden sich darunter auch zunehmend Angehörige der Mittelschicht, die im Zuge der 2008 einsetzenden Finanzkrise ihre Häuser und Wohnungen verloren. Und während der anhaltenden Corona-Pandemie dürfte sich die Situation nochmals deutlich verschärft haben.

Mit seiner Studie LAW & ORDER möchte Jan Banning einen Beitrag zu einer notwendigen öffentlichen Debatte über den Themenkomplex „Strafvollzug und Resozialisierung“ leisten und vergleicht die Justizsysteme in vier Ländern auf vier verschiedenen Kontinenten miteinander: Kolumbien, Frankreich, Uganda und die USA. Dabei enthüllen seine Bilder die tägliche Realität in Polizeibehörden, Gerichten und Haftanstalten, den drei Eckpfeilern des Strafjustizapparates.

In RED UTOPIA betrachtet Jan Banning die kommunistischen Relikte in Russland, Indien, Nepal, Portugal und Italien aus einer historischen Perspektive. Er hinterfragt dabei, was von der einst einflussreichen Ideologie, die mit ihrem Plädoyer für soziale Gerechtigkeit eineinhalb Jahrhunderte Geschichte geprägt hat, noch übrig geblieben ist.

Jan Banning, geb. 1954, studierte zunächst Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, bevor er sich ganz der Fotografie widmete. Sein Studium prägt bis heute hin seine künstlerische Arbeit, die sich mit den Ausprägungen staatlicher Macht sowie den Spätfolgen von Kriegen auseinandersetzt. Internationale Bekanntheit erlangte der Niederländer mit der Serie BUREAUCRATICS, für die er 2008 den World Press Award erhielt. Seine Fotografien sind in bedeutenden Sammlungen wie dem Rijksmuseum Amsterdam und dem Museum of Fine Arts in Houston vertreten.
www.janbanning.com