Stadtmuseum Schleswig

„Mein liebstes Stück“

Das Stadtmuseum Schleswig ist das Museum der Schleswiger Bürgerinnen und Bürger. Wir haben Bürger aus Schleswig – Prominente und weniger Prominente – gebeten, ihr Lieblingsstück im Stadtmuseum vorzustellen.

Haben Sie auch ein Lieblingsstück? Gerne stellen wir auch Sie und Ihren „Favoriten“ an dieser Stelle vor. Schicken Sie uns einfach eine E-Mail an stadtmuseum [AT] schleswig [PUNKT] de

Eckhard Haegers liebstes Stück: Die Schaffnertasche

Schaffner
Eckhard Haeger

Bürgervorsteher Eckhard Haeger

Diesen Ausrüstungsgegenstand eines Schaffners im ÖPNV in der Stadt Schleswig verbinde ich mit dem Aufstieg und Niedergang des ÖPNV in der Stadt Schleswig. Der ÖPNV in Schleswig begann ca. 1890 mit einer schienengebundenen Pferdebahn, die zwischen dem Rathausmarkt und dem Friedrichsberg verkehrte. Auch diese kleine Bahn war mit einem Fahrer (Kutscher) und einem Schaffner besetzt. Neben dem Verkauf der Fahrkarten hatte sich der Schaffner um die Sicherheit der Fahrgäste zu kümmern. Wie mir von einem alten Schleswiger berichtet wurde, hatte ein Schaffner der Pferdebahn den Spitznamen "Hans op de Trep". Weil er wohl immer auf der an der Pferdebahn befindlichen Treppe gesessen hat. Nach ihm wurde in Schleswig eine Gaststätte benannt, die sich lange Jahre in Michaelisstrasse Ecke Reiferbahn befunden hat.

Nachdem die Elektrizität in Schleswig Einzug gehalten hatte, wurde die Pferdebahn durch eine elektrische Bahn ersetzt, die nun auch die Altstadt mit dem neuen Reichsbahnhof im Friedrichsberg verband. In den 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts wurde die elektrische Bahn durch Omnibusse ersetzt. Hier hatte der Schaffner neben dem Fahrkartenverkauf die Aufgabe, die Türen zu schließen. Bei sehr vollen Bussen war dann der Fahrkartenverkauf nicht ganz einfach, denn der Schaffner hatte teilweise Mühe durch den Bus zu kommen.

Aus Kostengründen wurde in 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts der Schaffner in den Bussen eingespart. Der Fahrkartenverkauf erfolgte durch den Busfahrer und die Türen wurden durch ein Luftdrucksystem ferngesteuert geschlossen.

Die Einbindung der Stadt Schleswig in den ÖPNV in Schleswig endete mit dem 1. Oktober 1991. Zu diesem Zeitpunkt übernahmen die Verkehrsbetriebe des Kreises Schleswig-Flensburg den ÖPNV in der Stadt Schleswig in ihre Zuständigkeit.

Holger Leys liebstes Stück: Westphals „Möwenpreis“

Der Möwenpreis
Holger Ley

CDU – Fraktionsvorsitzender Holger Ley hat sich aus den Exponaten des Stadtmuseums Westphals „Möwenpreis“ ausgesucht, weil dieses Bild ganz besonders gut zu Schleswig und seiner Geschichte passt. Der Möwenpreis war früher ein Volksfest. Die Möweninsel war immer von besonderer Bedeutung für Schleswig, wie das Bild zeigt, insbesondere wegen ihrer Lachmöwen, die leider immer weniger werden. Das Bild symbolisiert aber auch die in Schleswig gelebte Tradition, zu der die Pflege der Insel, das sammeln der Möweneier ebenso gehörte wie der noch heute existente „Möwenkönig“. Darüber hinaus ranken sich auch Sagen um diese Insel, auf der das Schloss oder die Burg von König Abel gewesen sein soll. Bei Niedrigwasser kann man sogar noch Reste der Steganlage sehen, die diesen Holm (Insel) mit der Altstadt verbunden haben soll.

Heute ist die Möweninsel in der Schlei ein Biotop, in dem sich Flora und Fauna fast ungestört entwickeln können. Das war nicht immer so. Im 18. und 19. Jahrhundert dienten die Lachmöwen, die hier traditionell ihre Brutplätze haben, als Zielscheibe einer „Volksbelustigung“, die unter dem Namen „Möwenpreis“ in die Geschichte eingegangen ist. An einem von der Obrigkeit festgesetzten Tag, jeweils im Juli, wurden die Lachmöwen zum Abschuss "preisgegeben“. Auf Kähnen begaben sich die Jäger unter der Führung Holmer Fischer zur Insel.

Nach dem Verbot der Möwenjagd durch die preußische Regierung 1868 sammelte ein "Möwenkönig" als Pächter der Insel zunächst jedes Jahr im Mai einen Teil der Gelege ein, um die Eier dann zu verkaufen. Zudem erhielten Persönlichkeiten wie die deutschen Kaiser, Bismarck und Hindenburg von der Stadt Schleswig jährlich eine Sendung Möweneier. 1989 sprach das Land Schleswig-Holstein ein Handelsverbot der begehrten Eier aus, weil sie übermäßig mit Schadstoffen belastet waren. In seinem Gemälde „Der Möwenpreis“ hielt der bekannte Schleswiger Maler und Zeichner Friedrich Bernhard Westphal (1803-1844) die heute makaber anmutende Lachmöwenjagd als Volksvergnügen, aber doch mit leichtem ironischem Unterton fest. Das Bild entfaltet ein breites Panorama der kleinstädtischen Gesellschaft und eine Kostümschau par excellence. Unter den Dargestellten sind viele namentlich bekannt, insbesondere natürlich die damaligen städtischen Honoratioren. Sich selbst hat Westphal in der rechten Bildecke mit einem Zeichenblock neben seiner Schwester sitzend dargestellt. „Der Möwenpreis“ ist – nicht zuletzt dank großer Verbreitung durch spätere Nachdrucke - sein populärstes Werk und ein zentrales Exponat im Stadtmuseum.

Dr. Arthur Christiansens liebstes Stück: der Festmantel von Christian Friedrich Callisen

Der Festmantel von Christian Friedrich Callisen
Dr. Arthur Christiansen
Bürgermeister Dr. Arthur Christiansens besonderes Interesse gilt der Geschichte des deutsch-dänischen Grenzraumes mit seinen Minderheiten. Deshalb ist es nur konsequent, dass er für diese Serie den Festmantel von Christian Friedrich Callisen als seinen Favoriten in der Sammlung des Stadtmuseums ausgewählt hat.

Christian Friedrich Callisen war eine der wichtigsten Persönlichkeiten Schleswigs in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Er wurde 1777 in Glückstadt geboren. Nach einem Studium der Theologie übernahm er zunächst das Pastorat in Hollingstedt. Ab 1804 wirkte er als Pastor an der Friedrichsberger Kirche und zugleich als Propst der Propstei Hütten. Callisen schuf sich einen Ruf als Wohltäter des Stadtteils Friedrichsberg und gehörte 1816 zu den Gründern der Friedrichsberger Spar- und Leihkasse. 1835 wurde Callisen Generalsuperintendent, das heißt höchster geistlicher Würdenträger des Herzogtums Schleswig. In dieser Funktion nahm er an der Salbung des dänischen Königs Christian VIII. auf Schloss Frederiksborg am 28. Juni 1840 teil. Callisen und die anderen an dieser Zeremonie mitwirkenden geistlichen Repräsentanten erhielten aus Kopenhagen einen eigens zu diesem Zweck angefertigten, mit Goldbrokat durchwirkten Festmantel. Callisen wurde die Leitung des liturgischen Teils der Feier übertragen. Eine Zeichnung von Vilhelm Gertner gibt die Salbungszeremonie wieder, die ein Zeitgenosse als „blendendes, fesselndes Schauspiel“ bezeichnete.

Als Generalsuperintendent wirkte Callisen auch als Vertreter des dänischen Gesamtstaates und seines Königshauses. Es war deshalb nur konsequent, dass er im Zuge der schleswig-holsteinischen „Erhebung“ am 3. Juli 1848 von seinem Amt zurücktrat.

Er lebte bis zu seinem Tod am 3. Oktober 1861 im Haus Friedrichstraße 50. Der Festmantel gelangte um 1904 als Geschenk der Tochter Callisens in das Stadtmuseum und stellt als Zeugnis der wechselvollen schleswig-holsteinisch-dänischen Geschichte ein Exponat dar, dessen Bedeutung weit über den lokalen Bereich hinausragt.

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